Die Karriere der NS-Militärrichter und späte Rehabilitierung ihrer Opfer

Deserteure, Kriegsdienstverweigerer, sogenannte "Wehrkraftzersetzer" im NS: Sie verweigerten sich, verweigerten Befehle und wurden deshalb verurteilt und umgebracht. Gegen sie, die nicht bereit waren, den deutschen Angriffs- und Vernichtungskrieg zu bejubeln und mitzutragen, verhängten die NS-Militärjustiz und die Sondergerichte weit über 30.000 Todesurteile. Mindestens 20.000 dieser Todesurteile wurden vollstreckt, darüber hinaus wurden zehntausende von Freiheitsstrafen ausgesprochen. Die Rehabilitierung dieser Menschen in der Bundesrepublik begann spät und dauerte lange. Die Richter dagegen machten Karriere.

Als "Terrorjustiz mit juristischem Mäntelchen" oder auch "Blutjustiz" gilt die NS-Militärjustiz heute. Doch das war lange Zeit anders. Viele NS-Richter machten auch nach 1945 Karriere und wurden nicht belangt. Ihre Opfer waren Deserteure, Kriegsdienstverweigerer oder Menschen, die wegen angeblicher Wehrkraftzersetzung oder Kriegsverrat verurteilt wurden. Zehntausende wurden hingerichtet. Doch weshalb konnten ihre Richter ungeschoren davon kommen? Und weshalb wurden deren Opfer so lange verachtet, verurteilt und blieben vorbestraft?
Antworten darauf gibt uns jetzt der Militärhistoriker Wolfram Wette aus Freiburg, der morgen in Erlangen einen Vortrag hält mit dem Titel: "Frühe Selbstentlastung der Richter – späte Rehabilitierung der Opfer." Zunächst von ihm eine Einschätzung von der Dimension der NS-Justizverbrechen:

 
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Der Freiburger Militärhistoriker Prof. Wolfram Wette, den ihr gerade hörtet, war maßgeblich daran beteiligt, dass im September 2009 auch die letzten Opfer der NS-Militärjustiz , die sogenannten "Kriegsverräter" rehabilitiert wurden.
Wettes Vortrag "Frühe Selbstentlastung der Richter – späte Rehabilitierung der Opfer" findet morgen abend statt, in der Volkshochschule Erlangen, im Historischen Saal, Friedrichstr. 17, Erlangen. Der Eintritt ist frei.
Der Vortrag ist Teil einer Veranstaltungsreihe anlässlich 65. Jahre Befreiung vom Faschismus. Dazu hängt auch eine Ausstellung mit dem Titel "Sie verweigerten sich" – Kriegsdienstverweigerer, Deserteure, Wehrkraftzersetzer, "Kriegsverräter" in der Erlanger Stadtbücherei.
Mehr Infos:
www.mai45.de

In Erfurt ist übrigens gerade die Wanderausstellung »Was damals Recht war ... – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht« zu sehen: in der Peterskirche. Auch dort wird Wolfram Wette einen Vortrag halten.

 

 

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