Desertiert: Der Wehrmachtsdeserteur und Friedensaktivist Ludwig Baumann

Ludwig Baumann desertierte im Juni 1942 aus der Wehrmacht. Nach seiner Festnahme wurde er wegen „Fahnenflucht im Felde“ zum Tode verurteilt. Von der Umwandlung der Todesstrafe in eine 12jährige Zuchthausstrafe erfuhr er erst nach Monaten – die er in der Todeszelle verbracht hatte.

"Der Soldat kann sterben, der Deserteur muss sterben" – So lautete eine Anweisung von Adolf Hitler. 30.000 Deserteure, „Wehrkraftzersetzer“ und Kriegsdienstverweigerer wurden zum Tode verurteilt. Gegen mehrere 10.000 wurden Zuchthausstrafen verhängt, über 20.000 Todesurteile  vollstreckt. Überlebt haben das Grauen in den KZs und Strafbataillonen keine 4.000 der Deserteure. Nach der Befreiung waren die meisten von ihnen körperlich und seelisch zerbrochen. Und auch nach Kriegsende wurden sie als Feiglinge und Vaterlandsverräter diffamiert und bedroht.
Einer von ihnen ist Ludwig Baumann. Er ist aus der Wehrmacht desertiert, überlebte und konnte lange Zeit nicht in der bundesdeutschen Gesellschaft Fuß fassen. Doch schließlich fing er an sich in der Friedensbewegung zu engagieren. Und er setzte sich jahrelang und dann auch erfolgreich für die Rehabilitierung der Deserteure ein.
Gestern abend war Ludwig Baumann in Erlangen, im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Sie verweigerten sich“, und berichtete über seine Desertion und seinen langen Kampf auch in der BRD. 1940 wurde er zur Wehrmacht eingezogen:

 

 
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Auch nach Kriegsende wurde Baumann – wie andere Deserteure auch – als „Feigling“ geächtet. 1990 gründete er mit 37 noch lebenden Wehrmachtsdeserteuren, Opfern der NS-Militärjustiz und Historikern die „Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz“, um eine Aufhebung der Unrechtsurteile gegen Deserteure, „Wehrkraftzersetzer“, Kriegsverräter“ durchzusetzen. Doch er brauchte langen Atem: Erst 2002 wurden die Urteile gegen Deserteure aufgehoben. Und es dauerte noch bis September 2009, bis auch diejenigen, die wegen „Kriegsverrat“ verurteilt worden waren, rehabilitiert wurden.

Die Ausstellung "Sie verweigerten sich" – Kriegsdienstverweigerer, Deserteure, Wehrkraftzersetzer, "Kriegsverräter" ist noch bis zum 15. Mai in der Stadtbücherei Erlangen, Richard-Wagner Str. 2, zu sehen. Dazu gibt es Vorträge zu hören und Filme im E-Werk Kino zu sehen. Mehr dazu:

www.mai45.de

 

 

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