Inklusionsschwerpunkt "Wer behindert hier wen": Autismus und Sexualität

Wenn von Inklusion die Rede ist, denken viele automatisch daran, dass Menschen mit Behinderung in Regelschulen unterrichtet werden sollen. So richtig das ist, fasst es den Begriff natürlich viel zu kurz. In unserer Sendereihe zum Thema „Wer behindert hier wen?“ haben wir uns ja schon ausführlich mit dem Begriff beschäftigt und wollen da jetzt auch gar nicht im Detail darauf eingehen. Stattdessen geht es heute um einen Bereich, der genauso zum Themenkomplex Inklusion gehört, in der öffentlichen Wahrnehmung aber häufig zu kurz kommt.

Kein Besonderes Bedürfnis“ heißt ein Dokumentarfilm, der momentan in den Kinos läuft. Darin geht es um Enea aus Italien, 29 und wie viele andere Menschen auch auf der Suche nach einem Partner. Doch für Enea gestaltet sich das ein ganzes Stück schwieriger. Er ist Autist und hat Schwierigkeiten mit Kommunikation und sozialer Interaktion. Seine Freunde wollen ihm zumindest zu einer Sexualpartnerin verhelfen, fahren mit ihm in ein Bordell, doch das funktioniert nicht. Schließlich führt sie der Weg nach Deutschland zu einer Sexualbegleiterin.

Auch, wenn das in der Gesellschaft gerne ausgeblendet wird: Auch Menschen mit Behinderung haben ein Bedürfnis nach Sexualität, nach körperlicher Nähe und Zärtlichkeit – und ein Recht auf Sexualität. Zu einem selbstbestimmten Leben gehört auch selbstbestimmte Sexualität. Dieses Bedürfnis kann aber im privaten Umfeld aus den unterschiedlichsten Gründen oft nicht erfüllt werden. Hier können SexualbegleiterInnen ansetzen: Sie sind sensibilisiert für die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung oder auch alten Menschen

Dabei geht es nicht so sehr um den Akt an sich, eher um ein Erleben und Ausprobieren von Nähe, Zärtlichkeit und Nacktheit – Themen, die in der Heilpädagogik oft erst gar nicht behandelt werden.

Der Film ist natürlich auch nur eine Momentaufnahme dieses Themas aus dem persönlichen Blickwinkel von Enea und seinen Freunden. Trotzdem schneidet er einen Aspekt von Inklusion an, der sonst kaum beachtet wird.

Im Januar wird es im Babylon-Kino in Fürth eine Veranstaltung geben, bei der der Film mit anschließender Podiumsdiskussion gezeigt wird. Mit dabei: Lena Lache, Leiterin der Tagesstätte für erwachsene Menschen mit Autismus. Sie ist Heilpädagogin und hat dazu einen Master in Angewandter Sexualwissenschaft. 

 

 

 

Die Veranstaltung zum Film „Kein besonderes Bedürfnis“ wird wie gesagt im Januar im Babylon Kino in Fürth stattfinden. Wir werden euch aber im Stoffwechsel kurz vorher nochmal darauf hinweisen.

Wer den Film vorher schon sehen möchte, kann das in Nürnberg zum Beispiel im Casablanca tun. Er läuft dort noch bis Mittwoch um 19:50.

 

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