Verein ehemaliger Heimkinder übt Kritik an den Ergebnissen des Runden Tisches Heimerziehung

Gestern gab der Runde Tisch Heimerziehung die Ergebnisse seiner fast zweijährigen Beratungen bekannt. Das Gremium empfiehlt den politischen Entscheidungsträgern Entschädigungszahlen für ehemalige Heimkinder in einer Gesamthöhe von 120 Millionen Euro. Betroffenenverbände wie der Verein ehemaliger Heimkinder e. V. fühlen sich durch diesen Beschluss abgespeist und üben scharfe Kritik.

Von den 1950er bis weit in die 1970er Jahre hinein wurden Kinder in deutschen Heimen Opfer körperlicher, seelischer und sexueller Gewalt. Sie wurden mißhandelt, gedemütigt und in Arbeitsmaßnahmen ausgebeutet. Ein Großteil der 700.000 bis 800.000 Heimkinder aus dieser Zeit wurde somit für den Rest des Lebens traumatisiert, mußte mit chronischen Erkrankungen oder körperlichen Einschränkungen weiterleben. Lange wurde dieses Thema verdrängt, erst im Laufe der letzten zehn Jahre brachten die Nachforschungen von WissenschaftlerInnen und JournalistInnen die Zustände in den Einrichtungen ans Licht. Im Februar 2009 schließlich nahm ein Gremium zur Aufarbeitung der Vorfälle die Arbeit auf. Am sogenannten Runden Tisch Heimerziehung nahmen Vertreterinnen von Bund, Ländern, Wohlfahrtsorganisationen, Kirchen und Betroffenenverbänden platz. Gestern nun stellte das Gremium unter Leitung der Grünen-Politikerin Antje Vollmer das Ergebnis seiner Arbeit vor. Der Runde Tisch empfiehlt den politischen Entscheidungsträgern, Entschädigungsgelder in Höhe von insgesamt 120 Mio. Euro in einem Fonds anzulegen, die dann von Betroffenen im Einzelverfahren beantragt werden können. Die Zufriedenheit, die sich bei Politik und Kirchen über dieses Ergebnis breitmacht, können Betroffenenverbände nicht teilen. Tobias Lindemann sprach hierzu mit Helmut Klotzbücher, Pressesprecher des Vereins ehemaliger Heimkinder e. V.

 
Creative Commons Lizenzvertrag
 

Dein Kommentar

Email:
BesucherInnen-Kommentare