Buchbesprechung: Michela Murgia "Accabadora"

Aus heutiger Sicht mag es rätselhaft und unverantwortlich wirken: eine Mutter gibt ihr Kind ohne großes Prozedere in die Obhut einer alleinstehenden Frau. Von diesem alten Brauch, der bis vor wenigen Jahrzehnten in Süditalien keine Seltenheit war, und von dem Geheimnis einer sardischen Dorfgemeinschaft, erzählt das Buch “Accabadora” der italienischen Autorin Michela Murgia. Wir stellen Euch den Roman in unserer Sedereihe "Familienbande und Wahlverwandschaften" vor.

Es gilt als eine gesicherte Erkenntnis der Pädagogik, dass Kinder am glücklichsten bei den leiblichen Eltern sind und Adoptivkinder oder Waisen als benachteiligt und förderungsbedürftig betrachtet werden müssen. Dabei gibt und gab es in unterschiedlichsten Gesellschaften Bräuche und soziale Regeln, die weitaus lockerer mit dem Thema Adoption umgingen und das nicht unbedingt zum Nachteil der Kinder. Die italienische Autorin Michela Murgia erzählt in ihrem Debütroman "Accabadora" von dem sardischen Mädchen Maria, das von ihrer leiblichen Familie einem alten Brauch nach bei einer Pflegemutter untergebracht wird. Die alleinstehende Frau, bei der sie lebt, ist ihr liebevoll zugewandt, doch sie umgibt ein Geheimnis. Tobias Lindemann hat das Buch gelesen und stellt es uns vor.

 

"Accabadora" von Michela Murgia ist bei Wagenbach erschienen und kostet 17,90 Euro.

 

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